Löffler Bulgarien: Ein Blick hinter die Kulissen Aug 2024

Im Oktober 2021 haben wir im bulgarischen Tryavna ein Tochterwerk eröffnet. Zahlreiche Löffler Produkte werden hier nach höchsten Qualitätsstandards genäht. In diesem Beitrag stellen wir Löffler Bulgarien ausführlich vor und werfen einen Blick auf die Herausforderungen, am Standort Europa zu produzieren.

Das unverkennbare Surren der Nähmaschinen ist in der lichtdurchfluteten Fabrikhalle allgegenwärtig. Knapp 100 Näherinnen arbeiten hier in der bulgarischen Kleinstadt Tryavna, rund drei Autostunden östlich der Hauptstadt Sofia, an verschiedenen Herstellungslinien und nähen Sportbekleidung. Naht für Naht, Stück für Stück. Bis aus den vorgefertigten Stoffteilen Fahrradhosen, Radjacken und andere hochwertige Produkte entstehen – allesamt versehen mit dem bekannten Löffler Logo.

Außenaufnahme Löffler Bulgarien
Die bulgarische Kleinstadt Tryavna

Dass wir gerade in Tryavna – einem Ort mit rund 7.000 Einwohner:innen – ein Tochterunternehmen errichtet haben, kommt dabei nicht von ungefähr: Bereits 2012 hatten wir einen dortigen, langjährigen Lohnpartner übernommen, mit dem wir bereits seit 2004 zusammengearbeitet hatten. Weil absehbar war, dass das bestehende Gebäude an seine Kapazitätsgrenzen stoßen wird, haben wir im Jahr 2017 ein nahegelegenes Grundstück gekauft, um darauf ein neues Gebäude für die Näharbeiten zu errichten. Im Oktober 2021 erfolgte schließlich die Fertigstellung des neuen Produktionsgebäudes, das für unsere dortigen Mitarbeiter:innen modernste Arbeitsbedingungen bietet.

Die Textilproduktion in Europa und ihre Herausforderungen

Produkte möglichst regional zu fertigen – seit jeher ist dieses Ziel ein Teil unserer Löffler Identität. Das Ergebnis dieser Bemühungen: Rund 90 Prozent unserer gesamten Wertschöpfung findet heute in Europa statt – sowohl in unserem Heimatbetrieb in Ried im Innkreis als auch in unserem Werk in Tryavna. Hinzu kommen weitere Nähbetriebe aus den jeweiligen Regionen.

Mit unseren Produktionen in Ried im Innkreis und Tryavna beweisen wir, dass innovative, hochqualitative Sportbekleidung verantwortungsvoll in Österreich und Europa hergestellt werden kann.

Betrachtet man die globale Textilindustrie, gibt es in der Tat nicht viele Firmen, die derart regional verwurzelt sind. Oftmals legt ein Bekleidungsstück heute mehrere 10.000 Kilometer zurück, ehe es in den Geschäften ankommt. Denn aus Kosten- und Kapazitätsgründen verlagerte sich die ehemals in Europa starke Textilindustrie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer mehr in Richtung Schwellen- und Entwicklungsländer. So kostet 2024 eine Fertigungsminute in Bangladesch umgerechnet nur 8 Cent, während sie in Österreich mit 67 Cent zu Buche schlägt.

Die Konsequenz dieser Entwicklung: Inzwischen stammt der Löwenanteil der in Deutschland und Österreich verkauften Bekleidung aus Importen. Bei Löffler gehen wir einen anderen Weg. Mit unseren Produktionen in Ried im Innkreis und Tryavna beweisen wir, dass innovative, hochqualitative Sportbekleidung verantwortungsvoll in Österreich und Europa hergestellt werden kann. Dass nicht alles in Österreich produziert werden kann, ist übrigens keine Frage der Kosten, sondern der Kapazität. So ist es in Ried im Innkreis heutzutage nicht mehr möglich, genügend Näher:innen zu finden.

Im Tochterunternehmen in Bulgarien werden Funktionsunterwäsche, Radhosen, Shirts und Jacken genäht.
Stoffe und Materialien werden bei Löffler in Ried zugeschnitten und im Anschluss per LKW zu Löffler in Tryavna transportiert.
Bei der Qualitätskontrolle – Jedes fertig genähte Kleidungsstück wird sorgfältig überprüft, bevor es nach Ried geschickt wird.

Wie in Tryavna hochwertige Sportbekleidung entsteht

Das Löffler Werk in Tryavna ist für uns daher die perfekte Ergänzung für unsere Produktion. Ein Rundgang durch die Produktionshallen zeigt dabei, wie präzise hier gearbeitet wird. Nachdem die für die Kleidungsstücke notwendigen Stoffe in der Löffler Strickerei in Ried im Innkreis produziert worden beziehungsweise die Stoffe zugeschnitten worden sind, werden sie nach Bulgarien transportiert und dort vernäht. Um die bekannte Löffler Qualität zu garantieren, werden die fertigen Produkte anschließend an einer eigenen Station von drei Arbeiter:innen überprüft. Auch hier wird möglichst akribisch vorgegangen, ehe die Kleider in Kisten gepackt und für den Versand vorbereitet werden. Mehrmals jährlich reist unsere Geschäftsführung zudem nach Tryavna, um sich mit der dortigen Werksleitung auszutauschen. Auch Mitarbeiter:innen aus Ried im Innkreis sind für Schulungen und Trainings der Kolleg:innen in Bulgarien regelmäßig vor Ort.

Am Standort Europa zu produzieren, heißt auch, Verantwortung zu übernehmen. Für uns ist es selbstverständlich, unsere bulgarischen Näher:innen fair zu bezahlen. Sie verdienen im Durchschnitt 75 % mehr, als der gesetzliche Mindestlohn in Bulgarien vorschreibt.

Am Standort Europa zu produzieren, heißt allerdings auch, Verantwortung zu übernehmen. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 14.508 Euro (2023) ist Bulgarien laut Eurostat derzeit das ärmste Land der Europäischen Union. Zum Vergleich: Österreich kommt auf 52.250 Euro pro Kopf (2023). Das zeigt sich auch an den Löhnen: Der gesetzliche Mindestlohn beträgt im Balkanland derzeit 477 Euro pro Monat (2024). Für uns ist es daher selbstverständlich, unsere bulgarischen Näher:innen fair zu bezahlen, sodass sie ihre Existenz sichern und einen angemessenen Lebensstandard erhalten können. Wir zahlen ihnen deshalb im Durschnitt um 75 % mehr, als es der gesetzliche Mindestlohn in Bulgarien vorschreibt. Zum Beispiel bezahlen wir dort einen Weihnachtsbonus, der in etwa der Höhe eines 13. Monatsgehalts entspricht.

Angel Leonov und Otto Leodolter im Nähsaal in Bulgarien. Die beiden Geschäftsführer stimmen sich regelmäßige persönlich vor Ort ab.
Bei Löffler Bulgarien sind knapp 100 Personen beschäftigt.

Nachhaltige Bekleidungsproduktion in Bulgarien

Insgesamt hat Löffler in den letzten drei Geschäftsjahren rund 5,2 Millionen Euro in die beiden Standorte in Österreich und Bulgarien investiert. Ein großes Thema war dabei auch das Thema Nachhaltigkeit, wie in unserem neuesten Nachhaltigkeitsbericht zu lesen ist. Im neuen Gebäude in Tryavna wird zum Beispiel mit einer Luftwärmepumpe geheizt. Somit wird seit dem Geschäftsjahr 2022/23 keine Kohle mehr als Brennstoff eingesetzt. Das Werk in Bulgarien wurde zudem im Sommer 2023 OEKO-TEX® STeP zertifiziert – einem Standard für soziale und ökologische Aspekte der Textil- und Lederproduktion. Dabei hat es ebenso wie unser Standort in Ried im Innkreis auf Anhieb die Stufe der Best-Practice-Unternehmen (Level 3 von 3) erreicht.

Unser Nähbetrieb Löffler Bulgarien wurde zudem im Sommer 2023 OEKO-TEX® STeP zertifiziert – einem Standard für soziale und ökologische Aspekte der Textil- und Lederproduktion.

In Sachen Energie setzen wir bei Löffler Bulgarien auch auf eine nachhaltige Variante: Mit der neu errichteten PV-Anlage (140 kWp) können wir einen Großteil des Strombedarfs unseres bulgarischen Nähbetriebs aus eigener Produktion decken.

Wir sind stolz auf unseren Löffler Standort in Bulgarien. Auch, weil wir mit dem Werk in Tryavna ein Zeichen setzen, dass qualitative und nachhaltige Textilproduktion in Europa möglich ist. Löffler Bulgarien ist somit nicht nur eine Erweiterung unserer Produktionskapazitäten, sondern auch ein Symbol für unser Engagement und unsere Werte. Wir sind eine österreichische Firma, die in Europa für Europäer produziert. Und das wollen wir auch in Zukunft beibehalten.

Textilproduktion in Europa: Eine Frage der Kapazität

Hochwertige Textilien in Europa zu fertigen, ist oftmals eine Frage der Kapazität. Denn die ehemals in Europa starke Textilindustrie verlagerte sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer mehr in Richtung Schwellen- und Entwicklungsländer. Eine Folge dieser Entwicklung ist ein Verlust an Know-how und Arbeitskräften. Wie das in der Praxis aussieht, zeigt ein Blick auf die Löffler Produktion: Pro Saison werden in etwa 400 Näher:innen benötigt, um die Löffler Kollektion zu fertigen. Leider reichen die Kapazitäten am Standort in Österreich dafür nicht aus. Deshalb werden Näharbeiten von europäischen Betrieben zugekauft, mit denen bereits eine langjährige, vertrauensvolle Kooperation besteht. Unser Tochterunternehmen im bulgarischen Tryavna ist unser Weg, dennoch qualitativ hochwertige Sporttextilien in Europa fertigen zu können.

Löffler Bulgarien auf einen Blick
  • 2013 wird Löffler Bulgarien EOOD als Tochtergesellschaft gegründet. Bereits 2012 hatten wir einen dortigen, langjährigen Lohnpartner übernommen, mit dem wir bereits seit 2004 zusammengearbeitet hatten.
  • Im Oktober 2021 erfolgte die Fertigstellung der neuen Produktionshalle in Tryavna nach modernsten Standards.
  • Nachdem die Stoffe in unserer hauseigenen Strickerei in Ried im Innkreis gestrickt und wie auch alle anderen benötigten Stoffe zugeschnitten worden sind, werden sie nach Bulgarien transportiert und dort zu fertigen Produkten vernäht.
  • Zu den in Bulgarien genähten Produkten gehören Löffler Funktionsunterwäsche, Radhosen, Shirts und Jacken.
  • Derzeit arbeiten knapp 100 Mitarbeiter:innen in Tryavna.
  • Für uns ist es daher selbstverständlich, unsere bulgarischen Näher:innen fair zu bezahlen, sodass sie ihre Existenz sichern und einen angemessenen Lebensstandard erhalten können. Wir zahlen ihnen deshalb im Durschnitt um 75 % mehr, als es der gesetzliche Mindestlohn in Bulgarien vorschreibt.
  • Seit Sommer 2023 ist das Werk in Tryavna OEKO-TEX® STeP zertifiziert.

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